Status: In Planung Region: Westfalen, …

Autobahn: A 46, …Projekt "46sieben" - von Hemer nach Arnsberg

Mit dem Bundesverkehrswegeplan hat der Gesetzgeber beschlossen, eine Verbindung zwischen der A46-Anschlussstelle Hemer und der A445 bei Arnsberg zu schaffen - als Kombination aus Autobahn und dreispuriger Bundesstraße.

Projektbeschreibung

In der Region zwischen Hemer und Arnsberg ist das bestehende Straßennetz teils hoch belastet. Das bedeutet für viele Pendler und auch für den gewerblichen Verkehr Stress und Verzögerungen. Anlieger der viel befahrenen Strecken leiden ebenfalls unter dem Verkehr und den damit verbundenen Emissionen.

Der Gesetzgeber hat darum den Bau einer neuen Straßenverbindung zwischen der Anschlussstelle Hemer und der A445 bei Arnsberg-Neheim beschlossen. Die Autobahn Westfalen und Straßen.NRW sind mit der Planung dieses Infrastrukturprojekts beauftragt, denn es soll eine Kombination aus Autobahn und zum Teil dreispuriger Bundesstraße verwirklicht werden.

Für das Teilstück von Hemer bis Menden, das als vierspurige Fortführung der A46 geplant ist, hat die Autobahn Westfalen (Außenstelle Hagen) die Planungsverantwortung. Straßen.NRW bleibt zuständig für den Abschnitt von Menden bis zur A445 als dreispuriger Neubau der B7.

Um die Bürger schon sehr früh in die Planung einzubeziehen, ist ein umfangreiches Beteiligungskonzept entwickelt worden. Ein Dialogforum, zusammengesetzt aus interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Vertretern der Städte und Kreise, Wirtschaftsvertretern sowie Verbänden und Institutionen, trifft sich regelmäßig, um den Fortgang der Planungen zu diskutieren und konstruktiv zu begleiten. Ein Politischer Begleitkreis gibt den regionalen Amts- und Mandatsträgern die Möglichkeit, sich zu informieren und ihr Wissen in die Planung einzubringen.

Zurzeit finden für das Projekt 46sieben Voruntersuchungen statt, um eine Raumwiderstandskarte zu erstellen. Darin sind alle Untersuchungsergebnisse enthalten - man kann also bildlich ablesen, wo Schutzgüter betroffen sind. Mit Hilfe dieser Karte kann dann eine Trasse gefunden werden, die die verkehrlichen Ziele optimal umsetzt und gleichzeitig den größtmöglichen Schutz von Mensch und Natur garantiert.

Planungsprozess

Bei der Neuplanung einer Straße müssen viele Voraussetzungen berücksichtigt werden. Es geht dabei um rein technische Aspekte wie Topografie oder Bodenbeschaffenheit, aber auch um den Schutz der Umwelt und der Menschen, die von einem Neu- oder Ausbau betroffen sind. Bevor konkrete Trassenverläufe in den Blick genommen werden können, müssen also viele Grundlagen ermittelt werden. Diese Daten und Fakten fließen dann wiederum in den weiteren Planungsprozess ein.

Aktuell befindet sich das Projekt 46sieben in der Vorplanung. Weitere Infos zu den Planungsschritten finden Sie hier.

Planungsschritte

Die Kartierungsarbeiten im Untersuchungsgebiet von 46sieben zur Erfassung der planungsrelevanten Tiergruppen und weiterer Arten laufen über ein Jahr. „Nach dem Beginn der Arbeiten im Herbst 2020 mit Strukturerfassungen in den Wäldern und dem Aufstellen von Lockstöcken für Wildkatzen im Winter werden im Frühjahr die Aktivitäten von Vögeln, Amphibien und Fledermäusen dokumentiert“, sagt Dr. Günter Bockwinkel vom Fachbüro NZO Bielefeld.

Derzeit sind Expertinnen und Experten von NZO sowie dem Kölner Fachbüro AFRY in dem 140 Quadratkilometer großen Areal unterwegs, um die Verbreitung bestimmter Arten und deren Raumnutzung zu dokumentieren. Die Ergebnisse der laufenden Fauna-Kartierung sowie die weiteren Schutzgüter Mensch, menschliche Gesundheit und Umwelt werden später in einer sogenannten Raumwiderstandskarte zusammengefasst. Sie zeigt bereits optisch, wo Raum für Trassenführung für das Projekt 46sieben zur Verfügung steht.

Wetterfeste Tablets mit GPS

Die Waldstruktur wird von den Kartiererteams - von NZO sind bis zu zehn Expertinnen und Experten im Feld -, anhand von 20 Meter mal Hundert(en) Metern großen Transsekten (Beobachtungspunkten entlang einer geraden Linie) erfasst und auf die Fläche hochgerechnet. Zuvor wurden Luftbilder, Biotop-Kataster, Gewässerkarten etc. ausgewertet. Wetterfeste Tablets mit GPS und offline gespeicherten Karten sowie der Software Teams erlauben Kommunikation untereinander und sofortigen Austausch von Entdeckungen.

In der Waldemei zwischen Hemer und Menden dokumentierten Bockwinkel und seine Kollegin Julia Schielmann auf zum Teil jahrhundertalte Bestände von Buchen und Eichen. „Solche Waldstrukturen müssen sie heute mit der Lupe suchen“, sagt Bockwinkel. Hier kommen alle Spechtarten vor, Schwarz-, Grün-, Grau-, Bunt- und auch der Mittelspecht. „Ein Schwarzspechtpaar baut bis zu 40 Höhlen und sorgt so für ökosozialen Wohnungsbau“, sagt Bockwinkel. In die verlassenen Höhlen ziehen „Nachmieter“ wie etwa die Bechsteinfledermaus ein. Diese wechselt mit ihrem Nachwuchs wegen Parasitendrucks alle zwei, drei Tage die Höhle und ist auf die Vorarbeit des Schwarzspechtes angewiesen.

Waldkauz, Rot- und Schwarzmilan

Die Wälder am Mühlenbachtal bei Wimbern sind nicht nur Naturschutzgebiet, sondern auch zum Teil FFH- und Vogelschutzgebiet, erläutert Hendrik Sallinger, Landschaftsökologe bei AFRY Köln, der mit seiner Kollegin Laura Pelzer den östlichen Teil des Untersuchungsraums von 46sieben untersucht. Durch seine geschützte Lage ist das Tal sehr störungsarm, ideal für lärm- und lichtempfindliche Arten wie Eulen und Fledermäuse. „Wir haben hier bereits drei Reviere für Waldkäuze nachgewiesen“, sagt Sallinger, Experte für Avifauna (Vogelwelt). Zudem hat er Rot- und Schwarzmilane gesichtet, Bussarde und Habichte. Die Ruhr und der Ruhrstau bei Echthausen sind Fauna-Flora-Habitat und im Winter bedeutendes Rastgebiet der Graugänse. 500 bis 600 Tiere verbringen hier die kalten Monate, auch Schellente und Gänsesäger wurden beobachtet.

Revier- und Balzverhalten

Vorkommen von Vogelarten werden über ein ganzes Jahr dokumentiert. Für jede Vogelart gibt es einen artspezifisch optimalen Erfassungszeitraum, in dem Rufaktivitäten, Flugbeobachtungen, Revier- und Balzverhaltensweisen erfasst werden. Ab Januar werden Standvögel wie z.B. Kauz, Uhu, Sperber, Turmfalke gesucht, im März folgen Spechte und Greifvögel, bis in den Hochsommer Langstreckenzieher wie Baumfalke und Wespenbussard.

Nachweis der Wildkatze

Einer seltenen Spezies wird derzeit noch mit Gen-Analysen nachgeforscht. Das Büro NZO hat im mittleren Untersuchungsbereich an sechs Standorten 23 Nachweise von Wildkatzen dokumentiert. Insgesamt 33 sägeraue Lockstöcke wurden aufgestellt, die mit Baldriantinktur eingesprüht waren. Die Katzen reiben sich an diesen Stöcken und hinterlassen Haare, die genetisch untersucht werden. Es gibt eindeutige Nachweise dieser Art, Aussagen über die exakte räumliche Verbreitung und zur Populationsgröße lassen sich aber noch nicht abschließend machen. „Schon allein deshalb ist eine fundierte Bewertung der Funde im Hinblick auf das Projekt zur Zeit nicht möglich“, sagt Dr. Günter Bockwinkel. Das 46sieben-Team weist daraufhin, dass der Nachweis von Wildkatzen im Untersuchungsraum allein keine noch keine Bewertung für oder gegen eine Eignung einer späteren Linienführung ist. „Es gibt Mittel und Maßnahmen Projekte zu planen und gleichzeitig die Existenz und den Lebensraum der Wildkatzen zu sichern“, sagt Christoph Kindel, bei Straßen.NRW Projektleiter für 46sieben.

Seit Anfang 2020 wird im Zuge der Voruntersuchungen für den Bau des Kombiprojektes 46sieben – einer Verbindung aus Autobahn und anschließender Bundesstraße zwischen Hemer und Neheim – die Tierwelt im Untersuchungsraum erfasst.Zusätzlich zur laufenden sogenannten faunistischen Kartierung werden von Juli 2021 bis voraussichtlich Juni 2022 im Untersuchungsraum von 46sieben weitere Kartierungsarbeiten stattfinden. Außerhalb bebauter Bereiche werden Gutachterinnen und Gutachter der Fachbüros AFRY (Köln) und Simon & Widdig (Marburg) Bestandskartierungen der Biotoptypen und der dort zu findenden Nutzung vornehmen.

Autobahn Westfalen und Straßen.NRW haben über eine europaweite Ausschreibung die Arbeiten im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie an diese Büros vergeben. Um die Bestandsaufnahme durchzuführen, bitten die Straßenbauverwaltungen die Bürger um Mithilfe: Erlauben Sie den Mitarbeitern der Büros den Zutritt zu Grundstücken. Gemäß § 16a Bundesfernstraßengesetz dürfen die Arbeiten auch auf privatem Gelände ausgeführt werden. Neben der Bekanntgabe über die Medien erfolgt auch eine weitere Information durch ortsübliche Bekanntmachung in den betroffenen Kommunen.

Im Gegensatz zu den faunistischen Kartierungen werden im genannten Zeitraum Biotoptypen, also die unterschiedlichen Lebensräume der Tiere und Pflanzen erfasst, sowie die Nutzung der Flächen: z.B. Wald, Grünland, Ackerfläche, Fließ- oder Stillgewässer. Alle Daten dienen dazu, eine so genannte Raumwiderstandskarte zu erarbeiten. Dort werden alle relevanten Daten u.a. zu Umwelt, Verkehr und Besiedlung erfasst, um auf der Grundlage der so dokumentierten Fakten die optimale Linie für die Straßenverbindung zu finden.

Bildergalerie Kartierung

Beteiligung

Eine Verbindung zwischen Hemer und Arnsberg zu schaffen, wird schon seit Jahrzehnten in der Region diskutiert. Mit dem Neustart des Projektes "46sieben" ist auch das Ziel verbunden, eine in der Region akzeptierte Trasse zu finden, die die Ziele für eine Verbesserung des Verkehrs erfüllt, aber gleichzeitig auch die Belange von Menschen und Umwelt berücksichtigt. Darum ist es wichtig, die Menschen in der Region frühzeitig an den Planungen zu beteiligen.

Im Frühjahr 2022 diskutierten Befürworter und Gegner des Projektes im Rahmen einer ersten Planungswerkstatt in Menden mögliche Trassen. Dabei entwickelten sie ausgestattet mit Stift, Klebezetteln und Wollfäden eigene Ideen zu der künftigen Strecke. Die Anregungen und auch die kritischen Hinweise fließen in die Planung ein. 

Mehr zum Planungsdialog finden Sie hier.

Dialogforum und Politischer Begleitkreis

Mit dem Dialogforum und dem Politischen Begleitkreis wurden zwei Gremien geschaffen, die die Planungen zum Projekt "46sieben" eng begleiten. Beide Plattformen werden von den Planungspartnern Autobahn Westfalen und Straßen.NRW regelmäßig informiert und zur Mitarbeit eingeladen.

Informationen zur Zusammensetzung des Dialogforums und der bisherigen Aktivitäten finden Sie hier.

Informationen zur Zusammensetzung des Politischen Begleitkreises und der bisherigen Aktivitäten finden Sie hier.

Formelles Verfahren

Die Beteiligungsformate "Dialogforum" und "Politischer Begleitkreis" sind Teil der Frühen Öffentlichlichkeitbeteiligung und ein freiwilliges, informelles Angebot. Im Verlauf einer Planung schreibt ein formelles Verfahren weitere Beteiligungen der Öffentlichkeit vor.

Welche Beteiligungen innerhalb des formellen Verfahrens bislang stattgefunden haben, lesen Sie hier.

Häufige Fragen

Seit dem Start des Beteiligungsprozesses zum Projekt "46sieben" sind bereits viele Fragen gestellt und beantwortet worden. Dabei geht es um den Planungsprozess und den Bedarf, um Verkehr und Immissionen sowie um Mensch, Landschaft und Umwelt.

Eine Übersicht der häufig gestellten Fragen finden Sie hier.

Info-Materialien

Zum Projekt "46sieben" wurden bereits viele Info-Materialien erstellt. Infobriefe, Projektinformationen, Pressemittielungen und Dokumente aus dem Dialogforum sowie dem Politischen Begleitkreis stehen der Öffentlichkeit zur Einsicht zur Verfügung.

Die gesammelten Materialien finden Sie hier.

Pressekontakt