A43: Nachwuchs beim Roten Höhenvieh auf Ausgleichsfläche in Herne

Auf einer Ausgleichsfläche für den sechsspurigen Ausbau der A43 wurden jetzt die ersten Kälbchen geboren. Die Rasse Rotes Höhenvieh beweidet die Fläche ganzjährig.

Eine Kuh der Rasse Rotes Höhenvieh auf der Weide bei Herne. Im Hintergrund ist die Autobahn zu erkennen.

Herne. Drei kleine Kälbchen drängen sich seit Anfang Mai an ihre Mütter auf der A43-Ausgleichsfläche in Herne. „So kurz hintereinander hatten wir noch nie Nachwuchs“, freut sich Jan Dickhöfer, Landwirt und Kooperationspartner der Autobahn Westfalen. „Das ist ein weiterer Höhepunkt bei diesem Projekt“, sagt Petra Rahmann, Landschaftsarchitektin bei der Autobahn GmbH, die die Kompensationsmaßnahme von Beginn an begleitet und für die vor allem der Aufbau der Höhenvieh-Herde ein echtes Herzensprojekt ist.

Auf 21 Hektar Land an der A42 zwischen Herne und Castrop-Rauxel, das von Autobahn GmbH und Emschergenossenschaft gemeinsam als Kompensationsfläche zur Verfügung gestellt wird, lässt der Biobauer Rotes Höhenvieh grasen. Drei Kühe und ein Bulle sind auf der großen naturnahen Fläche zu Hause.

Wäldchen als Rückzugsraum

Extensive Beweidung – also weit weniger Tiere als in der konventionellen Landwirtschaft – ist für die Ausgleichfläche vorgeschrieben. Ziel ist, nicht nur für den Landwirt eine Weide für sein Höhenvieh zu stellen, sondern auch zahlreichen anderen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten. So finden sich zwischen den üppigen Grasflächen auch Hecken, Büsche und ein kleines Wäldchen, die für die Kühe auch als Rückzugsraum dienen. „Und tatsächlich haben die Mutterkühe diesen Raum genutzt, so wie es ihrer Natur entspricht“, freut sich Jan Dickhöfer, dass das Konzept der naturnahen Beweidung aufgeht. „Früher haben die Tiere auf der Weide gestanden und dort ihre Kälber geboren“, so Dickhöfer. „Dieses Mal haben sie sich von der Herde separiert und sich zwischen die Büsche zurückgezogen, um ihr Kalb auf die Welt zu bringen. So wie es ihrer Natur entspricht.“

Landwirt Dickhöfer wusste, dass Ende April bei den drei trächtigen Tieren der Geburtstermin anstand. Dass innerhalb von nur drei Tagen dann alle drei Kälbchen das Licht der Welt erblicken, damit hatte er aber nicht gerechnet. In den vergangenen Wochen und auch jetzt, wo die Kälbchen noch etwas wackelig hinter ihren Müttern herstaksen, ist Dickhöfer häufiger an der Weide als sonst. „Man muss kontrollieren, ob sie angenommen werden und richtig trinken.“ Vor allem eine Jungkuh, die das erste Mal gekalbt hat, nimmt Dickhöfer dabei in den Blick.

Platz für Tiere und Pflanzen

23 unterschiedliche Pflanzenarten wurden im Vorfeld der Beweidung auf der Fläche ausgesät, über 20 Vogelarten sind seit dem Start des Projektes im Jahr 2018 kartiert worden. Mitten im Revier ist so eine zuvor für die industrielle Landwirtschaft genutzte Fläche mit dem ökologischen Umbau der Natur zurückgegeben worden. Die extensive Rinderhaltung ist dabei Teil naturnahen Nutzung. Die Tiere leben von dem, was auf der Weide wächst. Klimafreundlicher lässt sich Rinderhaltung nicht gestalten.

Drei Kühe und ein Bulle haben seit Anfang 2020 ihr Zuhause an der A42. Sie können sogar von einem nahen Autobahnparkplatz aus beobachtet werden. Über die Jahre soll die Herde auf zwölf Tiere anwachsen. „Mit der Geburt der Kälbchen ist dafür ein erster Schritt getan“, freut sich Petra Rahmann, die das Rinder-Projekt aufgebaut hat und es nun begleitet. Und nicht nur die Entwicklung der Herde hat die Mitarbeiterin der Autobahn Westfalen im Blick. „Die Fläche hat sich gut entwickelt. Wir haben unser Ziel erreicht, einen wertvollen Naturraum mitten im Ballungsraum Ruhrgebiet zu schaffen.“

Knapp ein Jahr bleiben die Jungtiere nun in der Herde, dann müssen zumindest die weiblichen Tiere weichen, damit keine Inzucht entsteht. Wie viele Tiere im nächsten Frühjahr gehen müssen, weiß Jan Dickhöfer noch nicht. „Um das Geschlecht zu bestimmen, müssen wir die Tiere erst einmal einfangen.“ Kein einfaches Unterfangen. Denn sowohl die Mutterkühe als auch der Bulle nehmen den Nachwuchs in Schutz. Besucher sollten also sicheren Abstand wahren, wenn sie einen Blick auf den Höhenvieh-Nachwuchs werfen wollen.

Hintergrund

· Beim Neu- und Ausbau von Autobahnen ist der Eingriff in die Umwelt unvermeidlich. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass zum Teil noch vor dem Baustart Ausgleich geschaffen werden muss.

· Für den sechsspurigen Ausbau der A43 gibt es Flächen in Recklinghausen, auf denen unter anderem eine Glatthaferwiese Futter für den Gelsenkirchener Zoo liefert. Auch in Marl und Bochum wurden Flächen geschaffen, auf denen die Natur wieder zu ihrem Recht kommt.

Kontakt: Susanne Schlenga, Telefon: 015201594027, susanne.schlenga[at]autobahn[dot]de