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Wie man eine Vollsperrung organisiert

Brückenabbruch für den längsten Lärmschutztunnel Hamburgs: Am Wochenende fanden vorbereitende Maßnahmen für die Verbreiterung der A7 auf acht Fahrspuren und für den 2,2 Kilometer langen Lärmschutztunnel in Hamburg Altona statt. Dafür war eine 79-stündige Vollsperrung notwendig. Doch wie plant man so etwas?

Brückenabriss Behringstraße Othmarschen während der 79-Stunden Sperrung in Hamburg

Bis 2028 baut die DEGES ein Tunnelbauwerk über die A7, und schafft damit Lärmschutz für rund 10.000 Hamburgerinnen und Hamburger. Bereits im März 2020 starteten die vorbereitenden Arbeiten für den halbseitigen Brückenabbruch von den drei Brücken über die A7 im Bezirk Altona. Zwei der mächtigen Bauwerke, die bis zu acht Fahrstreifen haben und die zentralen innerstädtischen Verkehrsverbindungen Hamburgs bilden, waren in einem Stück. Das heißt, sie mussten für den halbseitigen Abbruch erst monatelang vorbereitet werden. Die Spannbetonbrücken sind aufgrund der schier riesigen Dimension längs- und querverspannt.

Damit der Verkehr innerstädtisch bis zum Bau der ersten Tunnelzellen auf der A7 immer zwischen Hamburg West und Ost fließen kann und aufgrund der Tatsache, dass Behelfsbrücken in der notwendigen Dimension auch nicht vorhanden sind, mussten die Brücken halbseitig abgebrochen werden. Der Weg dahin war höchst aufwändig und anspruchsvoll für die Bauingenieure, Statiker und Auftragnehmer. In mühevoller Kleinarbeit wurden seit März 2020 die beiden zu teilenden Brücken in der Mitte geöffnet, um an die Querverspannungen zu gelangen. Diese wurde freigelegt und neue Spannglieder mittig eingebaut. Erst dadurch war es möglich, zu Beginn der 79 Stunden-Vollsperrung die beiden Großbrücken in Hamburg Altona mittels eines Betonschneidegeräts zu teilen und mit dem halbseitigen Abbruch zu beginnen.

Die 79 Stunden waren notwendig, weil ein halbseitiger Abbruch bedeutet, dass das Abbruchgerät nur von einer Seite anfahren konnte, die schiere Masse der drei Brückenhälften die Zeit erforderten und, weil aufgrund der innerstädtischen Lage großer Wert darauf gelegt wurde, die Staubbildung auf ein Minimum zu begrenzen. 

Wenn man die A7, auf der im benannten Streckenabschnitt bis zu 130.000 Fahrzeuge pro Tag verkehren, voll sperrt, nutzt man die Gelegenheit, vieles zu erledigen. Auf allen Bauabschnitten der A7 wurde seitens der DEGES nördlich und südlich des Elbtunnels gearbeitet. Aber auch die Autobahnmeisterei und der Tunnelbetrieb der Niederlassung Nord nutzten die Sperrung, um betriebliche Arbeiten durchzuführen. So konnten am Wochenende die Mittelkettenbeleuchtung und die Verkehrsinseln für die nächste Verkehrsphase zurückgebaut werden. Die DEGES baute während der Maßnahmen bereits die Schwerlast-Entwässerungsrinnen und Kabelrohre neu. Insgesamt wurden während der Vollsperrung 25 Einzelmaßnahmen umgesetzt, wie z.B. die Wartung der Elbtunnelröhren, Asphaltierarbeiten und Arbeiten an der K20/K30 vor dem Elbtunnel – die Sperrung wurde also vollumfänglich ausgenutzt, um die Beeinträchtigung für den Verkehr so gering wie möglich zu halten.

In Summe waren innerhalb der Sperrzeit rund 200 Kolleginnen und Kollegen und 80 Großgeräte rund um die Uhr im Einsatz. Das bedeutete für die Projektleitung der DEGES auch, sich ein genaues Logistikkonzept zu überlegen, damit die einzelnen Arbeiten sich nicht gegenseitig blockierten. Die Auftragnehmer hielten sich an die minutengenaue Planung der 79 Stunden Vollsperrung und die Rechnung der Planer ging voll auf. Die Megasperrung wurde seit einem Jahr geplant und ein halbes Jahr lang im Detail vertieft. Nur so gelang es die unterschiedlichen Gewerke zu koordinieren, Umleitungsstrecken in der Innerstadt festzulegen und ein umfassendes Kommunikationskonzept zu erarbeiten.

Das Fazit gibt den Planern recht: Es wurde alles wie geplant in der Zeit erledigt und der Verkehrskollaps im Norden blieb aus – nicht zuletzt deshalb, weil sich Nutzer und Wirtschaft auf die Mammutsperrung im Norden eingestellt haben. Ohne die Mithilfe der Nutzer, hätte die Sperrung ohne Verkehrschaos nicht geklappt.