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Komplizierte Rettung von wertvollem Lebensraum

An der A8 werden zwanzig Bäume mit ökologisch wertvolle Baumhöhlen geborgen und in ein neues Ökosystem transportiert.

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Für den Ausbau der A8 zwischen der Anschlussstelle Ulm-West und Autobahnkreuz Ulm/Elchingen werden rechts und links der Fernstraße Flächen benötigt, um in jeder Fahrtrichtung einen weiteren Fahrstreifen und einen Seitenstreifen zu bauen.

Im Rahmen der vor jeder Baumaßnahme durchgeführten Begutachtung von Flora und Fauna sowie der Tierwelt wurden in den zwei Waldstücken Großer Gehrn und Großer Forst an der A8 zwanzig ökologisch wertige Baumhöhlen gefunden, in denen viele Insektenarten - unter anderem z.B. im Holz lebende Käferarten, Wildbienen, Hornissen - aber auch Fledermäuse oder Vögel ihren Lebensraum haben. Sie sollen nach Vorgabe der Planfeststellung geschützt werden.

Bevor das Waldstück gerodet wird, werden die Habitatbäume geborgen und im knapp 4 Kilometer entfernten Waldgebiet im Großen Gehrn aufgestellt. Die Landschaftsschutzmaßnahmen werden im Februar 2023 umgesetzt. Bäume, die als Winterquartier für Fledermäuse dienen, werden erst im Oktober 2023 geborgen.

Die Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit dem staatlichen Naturschutz wie z.B. der höheren Naturschutzbehörde umgesetzt. Sie werden weiterhin durch zwei Fachgutachter begleitet und durch fachliche Beratungsstellen unterstützt.

Das Bergungs-Verfahren der Baumhabitate:

Die Sicherung und Bergung der Baumhöhlen ist kompliziert: Da sie häufig faul sind, brechen sie leicht. Um die Baumhöhle nicht in ihrer Funktion zu beschädigen und sie zudem arbeitssicher zu bergen, kann nicht konventionell gefällt werden. Es wird ein besonderes Verfahren angewandt, dass Andreas Christoph, Projektleiter Landschaftspflege Großprojekte in der Außenstelle Stuttgart-Vaihingen, für die Rettung fragiler Baumelemente vor mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit der Firma Baumteam Esslingen entwickelt hat. Dabei wird die Habitatstruktur zunächst mit einer Balken/Bretterkonstruktion geschient und gestützt. Das schützende Gerüst dient gleichzeitig als sogenannter Anschlagpunkt für einen Kran oder Bagger: Dieser hält dort den Höhlenbereich und fixiert ihn in seiner Position, während der Fällschnitt durchgeführt wird. Der Stamm kann dann vorsichtig abgelegt werden.

Die hohlen Stämme sind bis zu 13 Meter lang. Sie werden einzeln, vertikal von Bagger oder Kran in das Waldgebiet im Großen Gehrn transportiert. Dort werden sie als sogenannte Totholzpyramiden aufrecht aneinander oder an andere Bäume gelehnt und fixiert. Die ehemaligen Wurzelenden werden eingegraben, um ein Milieu zu schaffen, das für holzbrütende Insekten geeignet ist.