Ottfingen. Der rund 1.300 Meter entfernte ehemalige Stollen war bis dahin verschüttet – doch er wurde temporär geöffnet, um seine Eignung zu prüfen. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Die Wasserqualität entsprach Trinkwasserstandard, das Gelände wurde vermessen und auch die LWL-Archäologie für Westfalen war beteiligt. Nach Abschluss der Untersuchungen wurde die Grube mit einer Stahlplatte verschlossen und überschüttet – bereit für ihre neue Funktion als Fledermausquartier.
Die Umsiedlung ist Teil der sogenannten CEF-Maßnahmen (Continuous Ecological Functionality), die im Rahmen des Brückenersatzneubaus umgesetzt wurden. Dies sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen im Artenschutz, die sicherstellen, dass die ökologische Funktion von Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Tierarten auch nach dem Bauvorhaben erhalten bleibt. Bereits 2021 begannen die Abstimmungen mit den zuständigen Behörden, 2022 folgten Grunderwerb, Planung und Bau. Im Winter 2024 wurde eine Lichtschranke mit Kamera installiert, um die Nutzung durch Fledermäuse zu dokumentieren. Erste Auswertungen zeigen nun: Mindestens fünf Kontakte des Braunen Langohrs wurden registriert – ein voller Erfolg für den Artenschutz.
Feierliche Enthüllung der Gedenktafel
Doch die Geschichte der Grube Löhkopf ging noch weiter. Während der Bauarbeiten erreichte die Mitarbeiter der Autobahn GmbH die Nachricht, dass zwei Ottfinger im Zweiten Weltkrieg im Stollen ums Leben kamen. In Abstimmung mit der Eigentümerin, der Waldgenossenschaft Ottfingen, wurde daraufhin eine Gedenktafel installiert. Am 10. Oktober fand nun die feierliche Enthüllung statt – mit 18 Anteilseignern der Genossenschaft und Vertretern der Autobahn GmbH. Nach der Zeremonie wurde das Stollenportal geöffnet und die Gäste konnten „ihren“ Stollen besichtigen. Diese Maßnahme zeigt eindrucksvoll, wie sich Artenschutz und Erinnerungskultur verbinden lassen. Aus einem verschütteten Stollen wurde nicht nur ein sicheres Winterquartier für Fledermäuse, sondern auch ein Ort des Gedenkens.