Erster autonomer Truck auf der Autobahn – erfolgreiche Testfahrt von MAN

Premiere für den ersten autonomen Lkw auf der Autobahn: Auf einem elf Kilometer langen Autobahnabschnitt ist am Donnerstag erstmals ein Hightech-Lkw autonom, also ohne Eingreifen eines Fahrers, gefahren. Die Autobahn GmbH hat für die Testfahrt des autonomen Lkw die Erprobungsgenehmigung geprüft und die Zustimmung an das Kraftfahrt-Bundesamt erteilt. Künftig ist sie auch bei der Regelgenehmigung für die Freigabe von Betriebsstrecken autonomer Pkw und Lkw zuständig.

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Im Führerhaus saßen neben einem Fahrer, der im Bedarfsfall hätte eingreifen können, Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und Alexander Vlaskamp, Vorstandsvorsitzender von MAN. Von der Autobahn GmbH nahm der technische Geschäftsführer Dirk Brandenburger an der Veranstaltung teil. Das Fazit der ersten Testfahrt: Der Truck hat die vorgegebene Strecke von der Autobahnmeisterei München bis zur Rastanlage Fürholzen West selbstständig und ohne Probleme bewältigt.

Dirk Brandenburger: „Die Autobahn GmbH spielt eine zentrale Rolle beim autonomen Fahren auf deutschen Autobahnen. Wir genehmigen nicht nur das autonome Fahren auf bestimmten Autobahnabschnitten, sondern treiben auch mit sogenannten kooperativen intelligenten Verkehrssystemen die Vernetzung und Kommunikation zwischen Autobahninfrastruktur und Fahrzeugen aktiv voran. Dies ist von entscheidender Bedeutung für die Zulassung und damit die Sicherheit autonomer Fahrzeuge im Straßenverkehr.“

Möglich wurde die heutige Testfahrt auch durch das 2021 in Kraft getretene Gesetz zum autonomen Fahren, das die Genehmigung regelt. Die Autobahn GmbH unterscheidet bei den Genehmigungen zwischen der Erprobungsgenehmigung, die für Erprobungsfahrten vorgesehen und zeitlich begrenzt ist, und der Regelgenehmigung, bei der die Autobahn GmbH künftig für die Freigabe von Betriebsstrecken autonomer Pkw und Lkw zuständig ist.

Um einen effizienten Genehmigungsprozess sicherzustellen, entwickelt die Autobahn GmbH im Rahmen des Pilotprojekts ATLAS-L4 – Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4 – ein digitales und bundesweites Managementsystem. Bei dynamischen Ereignissen, wie z. B. Baustellen oder Wetterereignissen, kann das System die Betriebsbereichsgenehmigung aus Sicherheitsgründen temporär ruhen lassen.

Seit 2022 arbeitet der Kraftfahrzeughersteller MAN gemeinsam mit der Autobahn GmbH und zehn weiteren Partnern aus Industrie, Wissenschaft und technischem Prüfwesen im Pilotprojekt ATLAS-L4 an der Entwicklung eines autonomen Lkw für den Einsatz auf der Autobahn zwischen Logistikstandorten. Perspektivisch sollen automatisiert fahrende Lkw auf der Autobahn einen wirksamen Beitrag zur Vermeidung von Staus und Unfällen leisten. Neben dem verbrauchseffizienten Transport bietet das automatisierte Fahren zudem die Chance, dem Fahrermangel zu begegnen. Bis zum Projektende im Dezember 2024 soll ein industrietaugliches Konzept für den Betrieb automatisierter Lkw auf der Autobahn vorliegen und künftige Serienanwendungen vorbereiten.

Eine wichtige Grundlage für das autonome Fahren sind kooperative intelligente Verkehrssysteme (C-ITS), die die Vernetzung aller am Verkehr Teilnehmenden ermöglichen. Die von der Autobahn GmbH entwickelten C-ITS-Dienste unterstützen das autonome Fahren, indem Informationen über Ereignisse schon ausgetauscht werden können, noch bevor die Ereignisse für die Sensorik der Fahrzeuge erkennbar sind. Der C-ITS-Dienst „Baustellenwarner“, der eine Warnung vor Tagesbaustellen an vernetzte Fahrzeuge aussendet, ist bereits im Serienbetrieb. Weitere C-ITS-Dienste werden derzeit entwickelt und für den Rollout vorbereitet. Dazu zählt beispielsweise „Emergency Vehicle Approaching“ – ein Dienst, der vor stehenden oder sich nähernden Einsatzfahrzeugen warnt und damit das Bilden der Rettungsgasse unterstützt.