Autobahn GmbH und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt streben Kooperation beim automatisierten Fahren an

Die Autobahn GmbH des Bundes und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. wollen auf dem Gebiet des automatisierten Fahrens enger kooperieren. Die beiden Institutionen haben am 12. Januar 2023 eine Absichtserklärung unterzeichnet, in der sie auf Basis von kooperativen intelligenten Verkehrssystemen („C-ITS“) die Zusammenarbeit beim automatisierten und vernetzten Fahren vorantreiben wollen.

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Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, und Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR bei der Unterzeichnung vor dem dynamischen Flugsimulator beim DLR in Braunschweig. Im Hintergrund v. l. n. r.: Prof. Michael Ortgiese, Prof. Gerd Riegelhuth (Autobahn GmbH), Lennart Asbach, Susanne Schulz (Autobahn GmbH), Magnus Lamp, Henning Mosebach und Stephan Nachtigall

Beide Partnerarbeiten bereits heute erfolgreich an der Vernetzung zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur. Der Fokus der Autobahn GmbH liegt derzeit auf der Umsetzung von Strategien zum intelligenten Verkehr und der Implementierung von C-ITS-Diensten sowie deren Transfer in den Regelbetrieb. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit seinen Instituten und insbesondere dem Institut für Verkehrssystemtechnik betreibt seit zwei Jahren das Testfeld Niedersachsen, wo mittels hochpräziser Kameratechnik auf insgesamt 280 Streckenkilometern Fahrzeugpositionen und das Verkehrsgeschehen genauestens erfasst und abgebildet werden. Das Erfassen, Verarbeiten und Analysieren von Fahrzeugdaten ist für die Autobahn GmbH besonders interessant, weil hieraus beispielsweise Vorhersagen für Staus, Aussagen über den Straßenzustand oder über Wetterereignisse getroffen werden können. Dieser Dienst zur Nutzung von Fahrzeugdaten, auch Probe Vehicle Data genannt, ist einer der C-ITS Dienste, deren Entwicklung die Autobahn GmbH vorantreibt.

Ein bedeutender Aspekt der angestrebten Zusammenarbeit ist das automatisierte Fahren. Mit dem Gesetz zum autonomen Fahren, das im Juli 2021 in Kraft trat, fällt der Autobahn GmbH die neue Aufgabe zu, das automatisierte Fahren auf ihren Betriebsstrecken zu genehmigen. Dabei muss die Autobahn GmbH gemeinsam mit dem Kraftfahrtbundesamt prüfen, ob die automatisierten Fahrzeuge alle Fahrsituationen im jeweiligen Autobahnabschnitt sicher beherrschen. Die umfassende Expertise des DLR im Bereich des automatisierten Fahrens wird für die Festlegung eines Prüfkatalogs zur Genehmigung von Betriebsbereichen sehr nützlich sein.

„Es spricht viel dafür, dass die Einführung der ersten hochautomatisierten Fahrfunktionen zunächst auf den Autobahnen stattfinden wird“, sagte Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, bei der Unterzeichnung des Letters of Intend beim DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik in Braunschweig. „Da das DLR das automatisierte Fahren als wichtiges Forschungsthema behandelt, erhoffen wir uns gegenseitig wichtige Impulse auf dem Gebiet der automatisierten Mobilität.“ Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR, erklärte: „Von hoher Relevanz für das DLR ist die Kooperation mit der Autobahn GmbH. Verantwortlich für alle Autobahnen in Deutschland, kennt sie die realen Anforderungen an Infrastruktur und Technik und spielt damit eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis.“

Ein weiterer Aspekt der Zusammenarbeit stellt die Weiterentwicklung von C-ITS-Diensten dar. Erst unlängst hat die Autobahn GmbH bekannt gegeben, dass sie bis Ende 2023 alle fahrbaren Absperrtafeln ihrer Autobahnmeistereien mit einem neuen C-ITS-Kommunikationssystem ausrüsten wird. Dadurch werden mit C-ITS vernetzte Fahrzeuge frühzeitig und zuverlässig vor einer Tagesbaustelle gewarnt. Aus Sicht beider Partner ist C-ITS ein wichtiges Instrument, um Risiken und Gefahren für die Verkehrsteilnehmenden zu reduzieren. So können C-ITS-Anwendungen nicht nur zuverlässig vor Tagesbaustellen warnen, sondern beispielsweise auch vor Einsatzfahrzeugen, um das schnelle Bilden einer Rettungsgasse zu unterstützen. Die Autobahn GmbH und das DLR wollen noch weitere C-ITS-Dienste erproben, die das Autofahren sicherer und bequemer machen.

Die 2018 gegründete Autobahn GmbH des Bundes verantwortet seit dem 1. Januar 2021 Planung, Bau, Betrieb, Verkehrsmanagement, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen und Fernstraßen in Deutschland. Mit mehr als 13.000 Kilometern Autobahn ist die Gesellschaft eine der größten Infrastrukturbetreiberinnen in Deutschland.

Die Verkehrszentrale Deutschland (VZD) mit Sitz in Frankfurt am Main übernimmt die Funktion einer Masterzentrale für das Verkehrsmanagement auf den Autobahnen in Deutschland. Sie erarbeitet strategische Grundlagen und Standards, organisiert die Vernetzung der regionalen Verkehrszentralen der Autobahn GmbH zu einem leistungsstarken Zentralenverbund und koordiniert und bündelt alle operativen Tätigkeiten in Bezug auf Verkehrssteuerung und Verkehrsbeeinflussung auf Autobahnen. Im Hinblick auf die Herausforderungen der Digitalisierung und Automatisierung der Verkehrssysteme verfolgt sie Pilot- und Leitanwendungen und koordiniert die Zusammenarbeit mit Industrie und Wissenschaft bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien im Verkehrsmanagement.