„Mit dem Projekt ATLAS-L4 ist die Autobahn GmbH gemeinsam mit ihren Partnern dem Ziel ein großes Stück nähergekommen, den Betrieb autonomer Fahrzeuge auf Autobahnen zu ermöglichen“, betont Prof. Gerd Riegelhuth, Geschäftsbereichsleiter Verkehrsmanagement, Betrieb und Verkehr der Autobahn GmbH. „Mit einer neu entwickelten Software erleichtern wir durch digitale Prozesse die Genehmigung für das autonome Fahren. Darüber hinaus optimieren wir die Vernetzung von Infrastruktur und Fahrzeugen durch C-ITS und tragen damit erheblich zur Sicherheit autonomer Lkw auf Autobahnen bei.“
Federführung bei Gesetzesanalyse und Genehmigungsprozessen
Im Rahmen von ATLAS-L4 (Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4) übernahm die Autobahn GmbH die Leitung des Arbeitspakets „Sicherheitsargumentation und Freigabe“. Das Arbeitspaket befasste sich mit der Erarbeitung der Genehmigungsprozesse sowie den zugrundeliegenden Normen und Gesetzen.
Gemeinsam mit den Projektpartnern wurden zunächst die rechtlichen und normativen Rahmenbedingungen analysiert. Auf Basis dieser Analyse wurde ein systematischer Ansatz für die sogenannte Sicherheitsargumentation konzipiert. Diese Argumentation ist der Schlüssel zum Nachweis, dass ein autonomes Fahrzeug die hohen Sicherheitsanforderungen erfüllt. Die Sicherheitsargumentation dient dazu, potenzielle Risiken und Schwachstellen im System frühzeitig zu identifizieren, zu bewerten und durch geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zu minimieren. Das Ziel: ein Höchstmaß an Sicherheit für den Betrieb ohne menschlichen Fahrer. Ein greifbarer Erfolg des Arbeitspakets war die Erteilung der Erprobungsgenehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für den von MAN entwickelten Lkw im April 2024. Seitdem finden auf ausgewählten Autobahnabschnitten, unter anderem auf der A8 und der A9, Testfahrten statt – im Rahmen der Erprobungsgenehmigung immer mit einem Sicherheitsfahrer an Bord.
Digitales Managementsystem BEA
Mit dem Gesetz zum autonomen Fahren wurde der Autobahn GmbH eine neue, zentrale Aufgabe übertragen: die Genehmigung von definierten Betriebsbereichen auf Autobahnen, in denen autonome Fahrzeuge (Level 4) eingesetzt werden dürfen. Um diesem Auftrag effizient und sicher nachzukommen, entwickelte die Autobahn GmbH im Rahmen von ATLAS-L4 ein innovatives digitales Managementsystem namens BEA (Betriebsbereichs- und Ereignismanagement auf Autobahnen).
BEA ist weit mehr als nur eine digitale Genehmigungsplattform. Das Systemermöglicht die Verwaltung der genehmigten Betriebsbereiche und kann auf aktuelle Ereignisse wie zum Beispiel Baustellen reagieren. Das Konzept sieht vor, dass bei solchen dynamischen Ereignissen Fahrteinschränkungen angeordnet werden können, so dass autonomes Fahren temporär und auf bestimmten Streckenabschnitten eingeschränkt ist.
BEA wird darüber hinaus auch eine Applikation von „AutobahnOS“ werden, dem zentralen Betriebssystem der Verkehrszentralen der Autobahn GmbH. Derzeit befindet sich BEA im Testbetrieb. Sobald das Managementsystem zukünftig in den Regelbetrieb überführt wird, erhalten die Verkehrszentralen direkten Zugang zu Informationen über autonome Fahrzeuge auf der Strecke.
Expertise im Bereich des kooperativen, vernetzten und automatisierten Fahrens
Die Herausforderungen, die mit dem Fahren autonomer Fahrzeuge auf Autobahnen verbunden sind, sind vielschichtig. Die Autobahn GmbH hat aus ihren umfassenden Erfahrungen aus Projekten wie beispielsweise aFAS (Automatisch fahrerlos fahrendes Absicherungsfahrzeug auf Autobahnen) und IMAGinE (Intelligente Manöver Automatisierung – Gefahrenvermeidung in Echtzeit) ein wertvolles Fundament geschaffen. Diese Projekte haben nicht nur technische Lösungen hervorgebracht, sondern auch strategische Ansätze zur Integration vom kooperativen und vernetzten Fahren ermöglicht.
Insbesondere mit der Einführung des ersten C-ITS-Dienstes „Baustellenwarner“ im Jahr 2021 hat die Autobahn GmbH einen Grundstein für das vernetzte und automatisierte Verkehrssystem der Zukunft gelegt. Der C-ITS-Baustellenwarner, mit dem die Autobahn GmbH bundesweit die fahrbaren Absperrtafeln ihrer Autobahnmeistereien ausstattet, sendet eine Warnung an vernetzte Fahrzeuge aus, sobald sie sich einer Tagesbaustelle nähern. Auch die Lkw im ATLAS-L4-Projekt sind mit diesem C-ITS-Dienst ausgestattet. Aus Sicht der Autobahn GmbH sind C-ITS-Dienste für das autonome Fahren von großer Bedeutung, da sie die „digitale Sicht“ der Fahrzeuge erweitern und somit deren Sicherheit und Effizienz steigern können.
„Die Autobahn GmbH stellt nicht nur die physische Infrastruktur für autonome Fahrzeuge bereit, sondern ist auch eine treibende Kraft bei der Entwicklung der digitalen Infrastruktur für die Mobilität der Zukunft“, sagt Prof. Gerd Riegelhuth. „Mit dem entwickelten BEA-Managementsystem und der Expertise im Bereich C-ITS ist die Autobahn GmbH gut gerüstet, um die Einführung des autonomen Fahrens auf deutschen Autobahnen sicher und effizient mitzugestalten.“
Die Pressemitteilung des ATLAS-L4-Konsortiums finden Sie hier: Autonome Trucks: Forschungsprojekt ATLAS-L4 - Veröffentlichungen
Über die Autobahn GmbH des Bundes:
Die Autobahn GmbH des Bundes ist verantwortlich für die Planung, den Bau, den Betrieb, die Erhaltung, die Finanzierung, das Verkehrsmanagement sowie die vermögensmäßige Verwaltung der Bundesautobahnen. Seit dem Betriebsstart am 1. Januar 2021 vereint die Autobahn GmbH die Vorteile einer zentral aufgestellten Organisation mit den Stärken der regionalen Verankerung ihrer zehn Niederlassungen. Mit mehr als 13.000 Kilometern Autobahnnetz ist die Gesellschaft einer der größten Autobahnbetreiber Europas.
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