Autobahnbrücken

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Brückenkompetenzzentrum steuert Brückenmodernisierung deutschlandweit

Die Verfügbarkeit des gesamten Autobahnnetzes wird in hohem Maße von der Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Autobahnbrücken beeinflusst. Im rund 13.200 Kilometer langen Streckennetz gibt es 28.000 Brückenteilbauwerke – davon ca. 21.500 Brücken im Zuge der Autobahn und ca. 6.500 Überführungsbauwerke.

In den kommenden Jahrzehnten müssen bundesweit rund 8.000 Autobahnbrücken (Brückenteilbauwerke) erneuert bzw. modernisiert werden, um den verkehrlichen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden. Der Grund für die große Anzahl an Brücken, die ersetzt oder instandgesetzt werden müssen, liegt in der Bauzeit zwischen 1960 und Anfang der 1980er Jahre.

55 % aller Brücken wurden vor 1985 gebaut. Erst danach wurde ein Standard erreicht, der für die Konstruktion der Tragwerke vielfach noch heute gilt und den gestiegenen Achslasten der Lkw Rechnung trägt. Die zulässigen Achslasten und das zulässige Gesamtgewicht für den Güterverkehr wurden schrittweise angehoben und der Güter- und Schwerlastverkehr hat enorm zugenommen. Die Brücken wurden seinerzeit für ein viel geringeres Verkehrsaufkommen geplant. Hinzu kommt, dass Materialqualität und die Qualitätsstandards der 1960er und 1970er Jahre nicht mit den heutigen Standards vergleichbar sind. Umwelteinflüsse wie eindringendes Wasser und Frost schädigen die Bauwerke zusätzlich. Brücken, die vor 1985 gebaut wurden, müssen deshalb in vielen Fällen verstärkt oder neu gebaut werden.

Die Vielzahl der zu sanierenden Brücken macht eine Priorisierung notwendig. Das Verkehrsministerium hat deshalb ein Kernnetz hoch belasteter Autobahnen - das Brückenmodernisierungsnetz - definiert, in dem innerhalb von 10 Jahren 4.000 Brücken modernisiert werden sollen. Damit soll das verkehrlich prioritäre Autobahnnetz baulich für das heutige und zukünftige Verkehrsaufkommen ertüchtigt werden.

Um diese große Aufgabe zu bewältigen und die Brückenmodernisierung weiter zu beschleunigen, hat die Autobahn GmbH in diesem Jahr das Brückenkompetenzzentrum (BKZ) mit Sitz in der Berliner Zentrale der Autobahn GmbH gegründet.

Dirk Brandenburger, Geschäftsführer Technik der Autobahn GmbH:

"Mit dem neuen Brückenkompetenzzentrum wollen wir unsere Ziele bei der Brückenmodernisierung schneller erreichen. Dabei setzen wir von Anfang an auf Digitalisierung in der Planung, was auch die spätere Instandhaltung erleichtert. Standardisierte Brückenentwürfe und modulare Bauweisen, die einen hohen Vorfertigungsgrad von Brückenteilen ermöglichen, sorgen für kürzere Bauzeiten."

Rainer Siegel, Leiter des Brückenkompetenzzentrums:

„Mit dem Brückenkompetenzzentrum setzen wir einen operativen Schwerpunkt, um die Brücken im gesamten Streckennetz der deutschen Autobahnen zielgenau zu modernisieren. Wir verdichten Kompetenzen und vereinfachen die Wege und Prozesse der Umsetzung. Prüfung, Kontrolle und Richtlinienkompetenz für die Brückenprojekte erfolgen nun aus einer Hand. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Brückenmodernisierung damit deutlich beschleunigen können.“

Was macht das Brückenkompetenzzentrum?

Ziel des Brückenkompetenzzentrums ist die Umsetzung des Brückenmodernisierungs- und Brückenbauprogramms nach einheitlichen Kriterien. Im Brückenkompetenzzentrum wird gemeinsam mit den zehn Niederlassungen der Autobahn GmbH die Umsetzung des Brückenmodernisierungs- und -neubauprogramms qualitätsgesichert, überwacht und gesteuert. 

Der Lebenszyklus einer Brücke lässt sich in mehrere Abschnitte einteilen. Um jeden dieser Lebensabschnitte kümmert sich ein Team im BKZ:

Planung

Das Team Konstruktiver Ingenieurbau prüft und genehmigt die unterschiedlichsten Bauwerksentwürfe der Niederlassungen auf ihre Realisierbarkeit. Neben der Prüfung von Planungen unterstützt das Team die Niederlassungen der Autobahn GmbH bei der Umsetzung von Pilotprojekten sowie bei Ausschreibungen. Die Harmonisierung von Regelwerken im Planungs- und Bauprozess sowie die Erarbeitung neuer Standards und Richtlinien ist eine weitere Aufgabe des Teams. Dabei werden die Kompetenzen und Erfahrungen der Niederlassungen und der Projektmanagementgesellschaft DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) einbezogen. Darüber hinaus werden unternehmensweite Planungsgrundlagen für die Standardisierung (z.B. von Bauwerksentwürfen etc.) geschaffen.

Bau

Die Fachkollegen in der Zentrale beraten die Niederlassungen in allen Fragen der Bauverträge, der Bauüberwachung sowie der Bauausführung. Damit leistet das Team einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Ausführungsqualität von Brückenprojekten. Darüber hinaus werden Entwicklungsimpulse gegeben, um beispielsweise durch schnelles Bauen mit Fertigteilbauweisen und hohem Vorfertigungsgrad die Eingriffe in den Verkehr zu minimieren.

Erhaltung

Im Team Bauwerksprüfung und Erhaltungsmanagement dreht sich alles um die Bauwerksprüfung nach DIN 1076, wobei die Entwicklung eines flächendeckenden digitalen Monitorings im Vordergrund steht. Die Autobahn GmbH hat alle modernisierungsbedürftigen Brücken im Autobahnstreckennetz im Blick. Besonders ausgebildete und kontinuierlich geschulte Bauwerksprüfingenieure prüfen und bewerten regelmäßig den Zustand aller Autobahnbrücken. Die Prüfzyklen und die Anforderungen an die Prüfung sind in der DIN 1076 geregelt. Die Ergebnisse der Bauwerksprüfung, insbesondere auch die Zustandsnoten, fließen in die Planung erforderlicher Erhaltungsmaßnahmen ein. Die Zustandsnoten sind dabei nur ein Hilfsmittel für die Planung von Erhaltungsmaßnahmen. Da sich die Zustandsnoten aus unterschiedlichen Kategorien zusammensetzen, kann eine schlechtere Note zum Beispiel auch durch Schäden an der Fahrbahn oder dem Geländer ausgelöst werden, ohne dass die Standsicherheit gefährdet wäre. Werden sicherheitsrelevante Schäden festgestellt, werden umgehend Maßnahmen getroffen. Das Team kümmert sich auch um die strategische Planung des Erhaltungsbedarfs.

Überwachung

Das Team Bauwerksmonitoring steuert die unternehmensweite Bauwerksüberwachung. Um einen sicheren Betrieb zu ermöglichen, die Nutzungsdauer der Bauwerke zu verlängern und unnötige Sperrungen zu vermeiden, müssen Schäden an Brücken und Straßen frühzeitig erkannt und die Wartungsarbeiten optimiert werden.

Steuerung

Das Team Brückenprogrammcontrolling und DEGES überwacht und steuert das bundesweite Brückenbauprogramm und stellt sicher, dass die Brückenprojekte den definierten Kriterien entsprechen und planmäßig realisiert werden. Hauptkriterien sind die verkehrliche Priorisierung - also die Lage im Brückenmodernisierungsnetz - sowie die vorrangige Abwicklung der Bauwerke, die nicht mehr vollumfänglich dem Stand der Technik genügen. Die Brückenbauprojekte sollen dabei möglichst im Rahmen von ganzen Ausbauabschnitten abgearbeitet werden, um den Eingriff in den Verkehr zu minimieren. Darüber hinaus betreut und genehmigt das Team Projekte des konstruktiven Ingenieurbaus in allen Planungs- und Bauphasen, die von der DEGES umgesetzt werden.