Die Autobahn baut Brücken

Das Kompetenzzentrum Brückenlager hat gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk (THW) Ortsverband Mönchengladbach und weiteren Institutionen zwei Brückenbauübungen durchgeführt. Ziel war es, gemeinsam eine Behelfsbrücke aufzubauen, die so auch im Katastrophenfall eingesetzt werden kann.

IMG_3078.jpg

Rückblick: Am 14. Juli 2021 rauscht die Flut durch das Ahrtal, zahlreiche umliegende Kommunen und Kreise in der Region. Binnen kurzer Zeit werden große Teile der Infrastruktur zerstört, etliche Straßen und Brücken versinken in den Wassermassen und werden von ihnen weggerissen. Schon wenige Tage später stehen bzw. liegen die ersten Brücken aus Willich.

„In der Nacht vom 15. zum 16. Juli erreichten mich die ersten Anfragen. Wir haben direkt damit begonnen, die Teilelisten zu schreiben, die Brückenteile zusammenzustellen und diese für den Transport vorzubereiten. Einen Tag später haben wir die Segmente auf LKWs verladen und sie zum Montageplatz im Ahrtal gebracht“, erinnert sich Thomas Derrix, Leiter des Kompetenzzentrum Brückenlager. In Bad Neuenahr setzt das Technische Hilfswerk (THW) die gelieferten Brückenteile Stück für Stück zusammen und schiebt sie über eine Rollbahn dem anderen Ufer entgegen. Die rund 150 Tonnen schwere und 50 Meter lange Stahlkonstruktion verfügt über zwei Fahrspuren, sodass sie in beiden Richtungen zugleich befahrbar ist. Es war die erste von insgesamt 27 Behelfsbrücken aus dem Brückenlager.

Zurück nach Mönchengladbach: Bei der Übung, die an zwei Wochenenden auf dem Übungsgelände des THW OV Mönchengladbach stattfindet, wird der Aufbau einer 18 Meter langen D-Brücke mit einem 15 Meter langen Vorbauschnabel erprobt. Das D steht für Dreieck und bezieht sich auf die Dreieckskonstruktion, die den Behelfsbrücken Stabilität gibt. Derrix: „Viereck vergeht, Dreieck besteht – so lautet eine alte Brückenbauerweisheit.“ Neben dem THW sind auch Mitarbeiter*innen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, dem Fernstraßen Bundesamt, der Bundeswehr und der Autobahn GmbH involviert. Schweiß fließt, aber viele Rädchen greifen ineinander. Der Bau der Brücke wird im Vorschubverfahren vorgenommen: Die Brücke wird zunächst an Land zusammengebaut und dann Stück für Stück weiter vorgeschoben, bis sie das andere Ufer erreicht.

Auch die Profis packen mit an und geben wertvolle Tipps. Bei der Übung werden Fachkenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit Geräteteilen und in der Montage vertieft und ausgebaut. Aber auch die Logistik steht auf dem Prüfstand. So werden Transporte durch das THW mit eigenen Fahrzeugen, aber auch mit Fahrzeugen der Autobahn GmbH, durchgeführt. Im Einsatz sind Ladekräne des THW und der imposante Autokran des „Brückenlagers Schiefbahn“.

HINTERGRUND

Das Kompetenzzentrum Brückenlager ist eine spezialisierte Abteilung der Autobahn GmbH, die sich mit allen spezifischen Fragen zum Thema Behelfsbrücken befasst. Dazu gehören die Bereitstellung von bundeseigenem Brückengerät an mehreren Standorten in Deutschland, die Wartung, Pflege und Aufarbeitung von Brückengeräteteilen sowie sämtliche beratenden und unterstützenden Tätigkeiten zum Thema Behelfsbrücken innerhalb der Autobahn GmbH.

Zu ihrer Hauptaufgabe gehört zudem der zivile Katastrophenschutz sowie die Ausbildung von Multiplikatoren in der Montage aber auch die Weiterentwicklung des Brückengeräts.

Das Brückenlager in Willich-Schiefbahn ist das größte seiner Art in Deutschland. Hier lagern mehrere tausend Tonnen Material, das innerhalb kürzester Zeit verfügbar ist. So ist es möglich, innerhalb von nur wenigen Stunden nach einer Anfrage Brückenteile auszuliefern.

Zurzeit sind rund 60 Behelfsbrücken bundesweit im Einsatz, die durch das Kompetenzzentrum ausgeliefert wurden. Dazu gehören allein 24 Brücken, die nach der Flut 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen noch im Einsatz sind.