Erfolgsmodell Quereinstieg: 78 neue Mitarbeiter in den Autobahnmeistereien der Niederlassung Westfalen

Die Autobahn Westfalen hat aus der Not eine Tugend gemacht: Dem Azubi- und Fachkräftemangel in den Autobahnmeistereien sind die Kollegen mit der Einstellung von Quereinsteigern entgegengetreten. Einer von ihnen ist Daniel Heinrichs, der im Team der Autobahnmeisterei Münster voll angekommen ist

Daniel Heinrichs schneidet mit einer Motorsense Gras an einem Regenrückhaltebecken.
Daniel Heinrichs schneidet mit einer Motorsense Gras an einem Regenrückhaltebecken.

Erfolgsmodell Quereinstieg: 78 neue Mitarbeiter in den Autobahnmeistereien der Niederlassung Westfalen

Westfalen. Helm mit Gesichtsvisier, lange Kleidung, Hand- und Sicherheitsschuhe – in voller Schutzausrüstung stutzt Daniel Heinrichs mit einer Motorsense das Gras am Zaun des Regenrückhaltebeckens an der Raststätte Münsterland-Ost. Seine Sicherheit hat bei der Arbeit oberste Priorität, das hat er bei der Autobahn Westfalen als Allererstes gelernt. Gründlich und konzentriert arbeitet er trotz sengender Hitze jede Ecke ab, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht. Dabei hat der 40-Jährige in seiner beruflichen Laufbahn schon einiges erlebt: Er verdiente sein Geld als Straßenbauer, Busfahrer und zuletzt als Lkw-Fahrer. Erst seit einem guten halben Jahr bringt er seine Erfahrungen bei der Autobahn Westfalen ein. Als Quereinsteiger hat Heinrichs seine neue Stelle in der Autobahnmeisterei Münster angetreten und verstärkt das dortige Team der ausgebildeten Straßenwärter.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Der Drensteinfurter ist einer von derzeit 78 Quereinsteigern im Betriebsdienst der Autobahn Westfalen. Diese hat es geschafft, aus der Not des Fachkräfte- und Azubimangels eine Tugend zu machen. Die neuen Mitarbeiter auf den Meistereien sind nicht nur die dringend benötigte Unterstützung bei allen alltäglichen Aufgaben, „sie bringen auch frischen Wind und einen Blick von außen auf unsere Prozesse mit“, betont Stefan Rickershenrich, Leiter der Autobahnmeisterei Münster und Heinrichs Vorgesetzter.

Alle neuen Mitarbeiter haben einen handwerklichen Hintergrund. Durch ihre Ausbildungen als Tischler, Schreiner, Pflasterer oder in der Landwirtschaft sind sie nicht nur körperliche Arbeit gewöhnt, sondern bringen auch das nötige Geschick und die Sensibilität für Gefahrensituationen mit. Das ist aufgrund der nicht durchlaufenen Ausbildung zum Straßenwärter besonders wichtig.

Kollegen profitieren von Fähigkeiten

Für Rickershenrich sind Heinrichs und seine vier Kollegen, die als Quereinsteiger in der Autobahnmeisterei Münster angefangen haben, ein Gewinn: „Ich bin froh, dass wir diesen Weg gegangen sind und auf diese Weise sehr gute Mitarbeiter gewonnen haben. Jeder bringt andere Fähigkeiten mit, von denen die Kollegen profitieren können“, bilanziert er. Nicht ohne zu betonen, dass die Einstellung von Quereinsteigern die Ausbildung junger Menschen zu Straßenwärtern keinesfalls ersetze. „Die ist weiterhin eine wichtige Aufgabe und unser Plan A.“

Auch Heinrichs ist froh, dass er den Schritt in ein neues Arbeitsumfeld gewagt hat. „Wenn man ständig auf Montage ist, ist das als Familienvater nicht optimal“, sagt er über seine berufliche Vergangenheit. Nach den Erfahrungen, die er als Lkw-Fahrer während der Corona-Epidemie gemacht hat, sei er zudem froh, etwas Krisensicheres mit geregelten Arbeitszeiten gefunden zu haben. „Und das Beste ist: Wir haben ein großartiges Team, in dem jeder für jeden da ist.“

Theoretische und praktische Weiterbildung

Um die Arbeit als Straßenwärter gut vorbereitet ausüben zu können, durchlaufen alle Quereinsteiger eine 15-monatige Weiterbildung, die bei entsprechender Vorqualifizierung auf zwölf Monate verkürzt werden kann. In neun Qualifizierungsmaßnahmen an den Deutschen Lehranstalten für Agrartechnik (DEULA) in Westerstede und in Warendorf bekommen sie theoretisches Wissen vermittelt und müssen sich Übungssituationen stellen. Hinzu kommen sechs Blöcke innerbetriebliche Ausbildung und das Erlangen des Lkw-Führerscheins, falls dieser nicht ohnehin schon gemacht wurde. Für den praktischen Teil werden die Quereinsteiger vor allem von den Kollegen in ihren jeweiligen Autobahnmeistereien an die Hand genommen.

Respekt statt Angst

„Wichtig ist, dass die Leute schnell verstehen, worum es da draußen geht“, sagt Stefan Rickershenrich. Zwar müssen die Quereinsteiger Arbeitsabläufe bei der Grünpflege, im Winterdienst, bei der Absicherung von Unfällen oder bei der Kontrolle von Brücken erlernen, entscheidend ist jedoch, dass sie bei allen Arbeiten weder sich noch ihre Kollegen in Gefahr bringen. „Angst vor der Arbeit im und am fließenden Verkehr habe ich nicht, aber Respekt“, sagt Daniel Heinrichs dementsprechend. Anfang 2024 will er seine Prüfung ablegen. Ein vollwertiges Mitglied des Teams ist er indes schon längst geworden.