Rückblick: Blue Lane

Reallabor mit Hindernissen und Chancen

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Vom 7. September bis 12. September 2021 fand erstmals die IAA Mobility in München statt. Neuer Standort, neues Konzept – Mobilitätsmesse statt Automobilmesse mit drei Elementen: Ausstellungsflächen (Messegelände), Open Space (Innenstadt) und der Blue Lane (Verbindungselement).

Auf der zwölf Kilometer langen Blue Lane, im weiteren Sinne ein Sonderfahrstreifen für bestimmte Nutzergruppen, zwischen Messegelände und der Münchner Innenstadt durften neben Messeverkehren Shuttle-Busse, Linienbusse, Fahrzeuge mit mindestens drei Personen und elektrofahrzeuge Fahrzeuge bevorrechtigt fahren.

Bei der Planung und Umsetzung des Teilstücks der Blue Lane auf der A 94 betraten alle Beteiligten Neuland. Im Vorfeld wurde ein Nutzungs- und Betriebskonzept erarbeitet, die verkehrliche Machbarkeit sowie die erwarteten Auswirkungen der Blue Lane untersucht. Zahlreiche Abstimmungsgespräche und Vor-Ort-Termine forderten unsere Kollegen aus der Niederlassung und aus der Autobahnmeisterei, um die notwendigen Klärungen voranzubringen. Zum Glück sind unsere Kolleginnen und Kollegen immer wieder aus Überzeugung und mit Begeisterung dabei, wenn es etwas Neues zu entwickeln gibt. Im Ergebnis wurde die Blue Lane gelb markiert. Klingt komisch, ist aber so. Der Grund ist einfach: In der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist eine blaue Markierung nicht vorgesehen. Eine gelbe Markierung ist als temporäre Markierung wie bei Baustellen möglich.

Autobahnseitig war der Aufbau der Blue Lane nach Plan fertig. Neben umfangreichen telematischen Anlagen musste für den Betrieb in einem Abschnitt sogar der Seitenstreifen ertüchtigt werden, um die Befahrbarkeit sicherzustellen zu können. Abnahme war am Freitag 3. September 2021, erster Testbetrieb am Montag, 6. September 2021, also tatsächlich sogar vor der offiziellen Eröffnung der IAA.

Im ersten Eindruck wurde die Blue Lane von den Verkehrsteilnehmern gut angenommen. Der mit 25 Kameras live überwachte Betrieb war, bis auf einzelne Brückenabseilaktionen im Rahmen von IAA-Protesten auf der A 94, auf der Blue Lane störungsfrei und die Umsetzung insgesamt erfolgreich.

Unser Reallabor „Blue Lane“ weckt erfreulicherweise Neugier. Wir hatten Gelegenheit das Konzept bei einem Termin mit dem Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr Frau Ministerin Kerstin Schreyer vorzustellen. Innerhalb der Autobahn GmbH wurde die Umsetzung der Blue Lane auch im Fachboard Innovation präsentiert. Auf der IAA konnten wir bei einem Fachvortrag Einblicke in die Blue Lane geben. Mittlerweile gibt es auch Anfragen und Evaluierungen von verschiedenen Universitäten, etwa die TU München, die RWTH Aachen, die Universität der Bundeswehr in München, die TH Ingolstadt und das Karlsruher Institut für Technologie.

Das vorläufige Fazit zur Nutzung ist insgesamt positiv. Die installierten Funktionalitäten waren für die kurzfristige Anwendung als Teststrecke im Rahmen eines IAA-Piloten ausreichend. Für einen künftigen Einsatz wären bauliche Ergänzungen und Anpassungen in der Straßenverkehrsordnung (StVO) erforderlich. Die ersten Untersuchungen sind bereits angelaufen, da die nächste IAA 2023 schon vor der Türe steht – zumindest wenn man Baumaßnahmen und womöglich sogar Baurecht vorbereiten muss.

Langfristig könnte auch eine Managed Lane die A 94 – ebenso wie andere Autobahnen – intelligent erweitern. Warum intelligent? Eine Managed Lane schafft Anreize zur Änderung des Mobilitätsverhaltens, da es Verkehrsteilnehmer in der Nutzung beeinflusst und ein gewünschtes Verhalten (Nutzung von Elektromobilität, Bildung von Fahrgemeinschaften) belohnt. Die Blue Lane liefert wertvolle Erkenntnisse und Daten zu weiteren Fragestellungen rund um nachhaltigen Verkehr, etwa zum Pendlerverhalten oder zu Mobilitätsstationen.

Wir freuen uns in jedem Fall schon auf die IAA 2023 und sind gespannt, wie viel Blue Lane dann wieder dabei sein wird.