In Planung

Ersatzneubau Siegtalbrücke

Sie wurde 1976 fertiggestellt, ist rund 1050 Meter lang und etwa 100 Meter hoch: die Siegtalbrücke - beim Bau die höchste Straßenbrücke Deutschlands. Der Neubau dieses A45-Bauwerks in Siegen ist die größte technische Herausforderung, die es an der „Königin der Autobahn“ zu bewältigen gilt.

Daten & Fakten

Höhe:

100 Meter

Länge:

1050 Meter

Projektbeschreibung

Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A45 wird die derzeit 30 Meter breite Brücke im Querschnitt um sieben Meter erweitert. Der Neubau stellt zudem sicher, dass das Bauwerk die heutige Verkehrsbelastung auch in Zukunft dauerhaft tragen kann.

Nach weitreichenden Voruntersuchungen zum Ersatzneubau der Siegtalbrücke und Abwägung der Vor- und Nachteile verschiedener Varianten hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den Beschluss gefasst, der weiteren Entwurfsplanung als Vorzugsvariante eine Schrägseilbrücke mit Spannweiten von bis zu 192,5 Metern zu Grunde zu legen. Nach Abstimmung mit dem BMVI wurde der Variante mit der mit Abstand kürzesten Bauzeit der Vorzug gegeben. Die Pfeileranzahl kann durch die großen Stützweiten einer Schrägseilbrücke von zwölf auf lediglich sechs Stück reduziert werden, wodurch auch die aktiv im Talbereich stattfindenden Bautätigkeiten gegenüber herkömmlicher Balkenbrücken reduziert werden kann.

Auch für den Abbruch des Bestandsbauwerks werden verschiedene Varianten untersucht. Bislang sind aber nicht alle Untersuchungen und Abwägungsprozesse abgeschlossen, so dass noch keine Vorzugsvariante festgelegt wurde. Das ausgewiesene Planungsziel lautet jedoch, alle Immissionen und Einschränkungen für die Siegener Bevölkerung sowohl zeitlich als auch qualitativ auf das geringstmögliche Maß zu begrenzen.

Der Verkehr der A45 wird über die gesamte Bauzeit über die Autobahn geführt werden. Die beiden Fahrtrichtungen Dortmund und Frankfurt liegen derzeit auf zwei getrennten Überbauten je Fahrtrichtung. Dieser Zustand ermöglicht, dass bauzeitlich zunächst der komplette Verkehr mit reduzierten Fahrspurbreiten über einen der beiden Überbauten geführt werden kann, während der zweite Überbau zurückgebaut wird. Somit entsteht Platz für den Neubau der Schrägseilbrücke. Sobald diese errichtet ist, kann der Verkehr bereits vollständig auf die neue Brücke umgelegt werden und der Rückbau des Restbestands erfolgen.

Verkehrsbelastung

  • Die derzeitige Verkehrsbelastung (Stand 2015) zwischen Siegen und Siegen-Süd liegt bei 64.087 Fahrzeugen pro 24 Stunden,  11.316 Fahrzeuge davon sind Lkw. Dies entspricht einem Anteil von rd. 18 Prozent.
  • Für die Planung des 6-streifigen Ausbaus wurden Prognosezahlen ermittelt. Für das Prognosezieljahr 2025 beträgt die erwartete Verkehrsbelastung in diesem Abschnitt 80.900 Fahrzeuge pro 24 Stunden. Das entspricht einer Steigerung um rund 16.800 Fahrzeuge gegenüber der Verkehrszählung 2015.

Planung

  • Für den Neubau wurden unterschiedliche Varianten geprüft:
     
  1. Ein Ersatzneubau an gleicher Stelle, bei dem die neuen Pfeiler längsversetzt gebaut werden.
  2. Ein Neubau neben der Brücke mit anschließendem Verschub der Brücke.
  3. Ein Neubau neben der Brücke, leicht versetzt zum Bestandsbauwerk.
  • Variante 3 hat dabei den Vorzug erhalten und wird nun in der Planung weiterverfolgt.
  • Geplant ist der Bau einer sieben-feldrigen Schrägseilbrücke mit regelmäßigen Hauptspannweiten von 192 Metern.
  • Den Brückenkörper bildet ein einteiliger, mehrzelliger Stahlverbund-Überbau mit zwei mittig angeordneten Seilebenen. Auf 37,75 Metern Gesamtbreite fließt der Verkehr auf jeweils zwei Richtungsfahrbahnen damit rechts und links an den mit Tragseilen ausgestatten 42 Metern hohen Mittelpfeilern vorbei.
  • Durch die Wahl eines einteiligen Überbaus mit mittig angeordneten Einzelstützen und großen Spannweiten, kann die Anzahl der Pfeiler auf ein minimales Maß reduziert werden. Gegründet werden die sechs Pfeiler mit Großbohrpfählen. Die Bohrpfähle haben einen Durchmesser von 1,8 Meter und Längen zwischen ca. 15 Metern (Hanglage) und ca. 24 Metern (Tallage).
  • Der Überbau wird im sogenannten „Taktschiebeverfahren“ hergestellt. Dabei wird der Stahlüberbau in einem Taktkeller – einer temporären „Werkstatt“ an einer Seite der Brückenbaustelle – Stück für Stück zusammengebaut und aus diesem Taktkeller über die Brückenpfeiler geschoben. Eingeschoben wird von Norden her – vom niedriger gelegenen Widerlager Dortmund aus also bergauf. Bei größeren Längsneigungen wie hier bei der Siegtalbrücke erfordert das bergauf Schieben zwar höhere Kräfte, es ist aber technologisch weniger aufwändig und vor allem sicherer als ein Verschub bergab.
So sieht der Bauablauf aus

Neubau und Rückbau Stück für Stück

  • Vollständige Verkehrsführung des Verkehrs auf der A45 auf Bestandsüberbau West (Richtungsfahrbahn Frankfurt)
  • Rückbau des Bestandsüberbau Ost und Herstellung neue Pfeiler in Seitenlage (halbversetzt)
  • Neubau des einteiligen Überbau Ersatzbauwerk (Taktschieben)
  • Umlagerung Verkehr auf neuen Überbau
  • Rückbau des Bestandsüberbau West und der Bestandsunterbauten
Planungsgrundlage zur Prüfung von Abbruchvarianten

Erstellung eines 3D-Modells

Mit Hilfe eines Laserscanners erstellt die Abteilung Vermessung der Autobahn Westfalen ein hochgenaues 3D-Modell der Brücke, das als Planungsgrundlage möglicher Abbruchvarianten dient.

  • Eine Sprengung ist ausgeschlossen, da sich direkt unter der Talbrücke Firmen- und Wohngebäude befinden.
    Das bedeutet: Die beiden Teilbauwerke werden einzeln abgebrochen.
  • Bei der Erstellung eines Abbruchkonzepts haben vor allem die Belange der Menschen, die unter der Talbrücke leben und arbeiten, einen hohen Stellenwert.
  • Das Ziel lautet, alle Immissionen und Einschränkungen für die Siegener Bevölkerung sowohl zeitlich als auch qualitativ auf das geringstmögliche Maß zu begrenzen. Es muss für alle so wenig belastend wie möglich sein.

Scanner erzeugt einen digitalen Zwilling der Brücke

Die Abteilung Vermessung der Autobahn Westfalen hat die Scanarbeiten an der Brücke von außen bereits abgeschlossen. Nun laufen die Messungen im Inneren des Bauwerks.

  • Ein Laserstrahl tastet die Oberflächengeometrie des Bauwerks und des Außengeländes berührungslos ab.
  • Mehrere Millionen Messpunkte werden so in Sekundenschnelle mit höchster Genauigkeit erfasst.
  • Der Scanner erzeugt eine so genannte Punktwolke, die einem Foto gleicht. Sie ist quasi ein Zwilling der Siegtalbrücke in digitaler Form.
  • Die Weiterverarbeitung der Punktwolke erfolgt anschließend mit einer Spezialsoftware im Büro. Dabei werden zunächst nicht benötigte Punkte, die beispielsweise durch vorbeifahrende Fahrzeuge entstehen, herausgefiltert.
  • Aus der bereinigten Wolke werden im nächsten Arbeitsschritt die wichtigen Kanten und Flächen ausgewertet. Daraus wird schließlich das 3D-Modell der Siegtalbrücke erstellt.

Es gibt mehrere Abbruch-Varianten

  • Eine denkbare Abbruch-Variante ist unter anderem der Einsatz eines Portalkrans, mit dem die Fahrbahn Stück für Stück herausgeschnitten, hochgezogen und über die Autobahn abtransportiert wird.
  • Eine andere Möglichkeit wäre das Herausziehen der Fahrbahn an einem Stück über die Pfeiler.
  • Das 3D-Modell wird helfen, einzuschätzen, was realistisch ist und was nicht. Da es unter der Siegtalbrücke zahlreiche Hanglagen gibt, wird das Modell beispielsweise auch Aufschluss darüber geben, ob ein Kran aufgebaut werden und sicher stehen kann.

Ansprechpartner

Anke Bruch

Kommunikation Außenstellen Dillenburg/Netphen

Telefon
+49 173 5742716

Die Autobahn GmbH des Bundes

Niederlassung: Westfalen
Berliner Straße 42
35683 Dillenburg