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Eine haarige Angelegenheit - Der Eichenprozessionsspinner an der Autobahn

Sie sind haarig, sie sind wuselig und eine Begegnung mit ihnen kann unangenehme Folgen haben: Die Eichenprozessionsspinner (EPS). Denn die Brennhaare der Raupen enthalten ein Gift: das Thaumetopoein. Dieses kann bei Kontakt mit der Haut oder den Schleimhäuten eine sogenannte Raupendermatitis mit starkem Juckreiz, aber auch Bronchitis, Asthma und in seltenen Fällen einen allergischen Schock auslösen. Dafür müssen Sie die Raupen oder Nester nicht einmal direkt berühren: schon durch leichten Wind können die Brennhaare mit Menschen und Tieren in Kontakt kommen. 

Gefährlich für den Menschen, aber auch für Tiere wie Hunde und Pferde, sind die Raupen ab dem dritten Larvenstadiums. Dieses Stadium erreichen die Larven üblicherweise im Mai und Juni. Insgesamt haben Eichenprozessionspinner sechs Larvenstadien, bevor sie sich zu einem Schmetterling verpuppen. 

Warum müssen die Eichenprozessionsspinner auch von der Autobahn ferngehalten werden?

Auf der Autobahn sind nicht nur Verkehrsteilnehmende gut geschützt in ihren Fahrzeugen unterwegs. Auf Rastplätzen zum Beispiel steigen sie aus und verweilen manchmal im Schatten der Bäume. Und auch die Kolleg*innen der Autobahnmeistereien, Bauarbeiter*innen, Baumbeobachter*innen und Baumkontrolleur*innen sind häufig entlang der Autobahn im Freien unterwegs. 

Und auch die Wirte selbst überstehen die Knabberei an ihrer Blätterpracht nicht immer unbeschadet: Die Raupen können bei starkem Befall die komplette Blattmasse des Baumes auffressen. Dies ist vorerst unbedenklich, da alle Laubbäume bei guter Witterung und Vitalität einen erneuten Trieb um den Johannestag bilden. Daher heißt der Trieb „Johannestrieb“. Kann jedoch kein Johannestrieb gebildet werden, kann der Baum keine Reservestoffe einlagern. Sekundäre Erreger befallen den Baum und können diesem nachhaltig schaden. Dann muss der Baum gefällt werden, um die Verkehrssicherheit auf der Autobahn zu gewährleisten. 

 

Die Bekämpfung der Raupen des Eichenprozessionsspinners beginnt meist im Mai.

Ab Mitte April schlüpfen die Jungraupen aus den rund 200 Eiern in ihrem Nest, und entwickeln sich zu einem Falter. Dabei fressen Sie die Blätter Ihres Wirtsbaumes. Sobald dieser kein Nahrungsangebot in Form von Blättern mehr hat, „prozessieren“ sie zum nächsten Baum. Dabei können sie auch im Bodenstreu oder am Fuß des Baumes kurzzeitig verweilen. Wenn keine Eiche mehr vorhanden ist oder bei starkem Befall ist der EPS unter anderem auch in Hainbuchen zur finden.  

Der wärmeliebende EPS ist während seiner Nahrungsaufnahme überwiegend auf der Südseite der Krone zur finden, wird es ihm jedoch zur warm – das passiert ab ca. 30 Grad – „prozessiert“ er wiederum zum Fuß des Baumes und verbleibt dort, bis es wieder kühler wird.

Sobald trockenwarme Witterungsbedingungen vorliegen – kein nächtlicher Tau und Temperaturen am Tag von mindestens 15 °C für mehrere Stunden – kann dann ein Bakterium auf die Eichenblätter gesprüht werden. Bei diesem Bakterium handelt es sich um sogenannte Bt-Präparate. Bt steht dabei für Bacillus thuringiensis. 

Bt-Präparate wirken sehr gezielt auf den Darm freifressender Schmetterlingsraupen, die diese mit der Nahrung aufnehmen. Andere Insekten, Tiere und Menschen nehmen keinen Schaden durch Bt-Präparate. Durch den punktuellen Einsatz des Bakteriums auf Eichenblätter durch die Mitarbeitenden der Autobahnmeistereien erfolgt eine weitere Selektion auf die Raupen des EPS. Denn die Raupen von Tagpfauenaugen, Admiral oder dem kleinen Fuchs beispielsweise ernähren sich hauptsächlich von Brennnesseln und sind daher wenig gefährdet.  

Wie geht es weiter?

Die Raupen erreichen eine Größe von 20 bis 50 Millimetern, bevor sie sich ab August verpuppen. Nach wenigen Wochen schlüpfen dann die Falter, welche ihre Eier wiederum in Nester an Eichenbäumen legen. Hier überwintern dann die Eier, bevor die Krabbelei von vorne beginnt.  

Vorsicht ist auch bei Altnestern geboten: Sie enthalten zwar keine Raupen mehr, jedoch befinden sich dort noch viele Brennhaare. Bei starkem Wind können diese in einem Umkreis von mehreren hundert Metern vom Baum auf Mensch und Tier geweht werden. 

 

 

Unser Tipp:

Wenn Sie ein EPS-Nest an einer Autobahn entdecken, halten Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit bitte fern und informieren Sie uns unter der Mailadresse Rheinland@Autobahn.de. Wir geben die Meldung dann an die entsprechenden Fachabteilungen weiter.

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