Nur eine Minute darf es dauern, bis die Brandmeldeanlage in den A46-Tunneln Olpe und Hemberg bei einem Feuer auslöst. Nach nur 50 Sekunden schrillte in der Nacht zu Donnerstag im Tunnel Olpe der Alarm: Prüfung bestanden! Die Autobahn Westfalen hat in den beiden Tunneln im Sauerland in den vergangenen Jahren die gesamte Betriebs- und Sicherheitstechnik modernisiert – und in dieser Woche mit einem aufwendigen Brandversuch unter realistischen Bedingungen getestet.
Kontrollierter Brandversuch
Der Versuch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (12./13.11.) sollte in erster Linie zeigen, ob das Brandmeldekabel im Tunnel rechtzeitig auslöst und die Steuerung der Tunnelanlage einwandfrei funktioniert. Für den nächtlichen Versuch wurden in der Mitte des Tunnels Olpe 20 Liter Benzin kontrolliert in Brand gesetzt, wie Arsala Amin-Arsalla, Projektverantwortlicher der Autobahn Westfalen, erklärt. Das Brandmeldekabel verläuft entlang der Decke der Tunnelröhre. „Alle acht Meter stecken Sensoren in dem Kabel, die Temperaturunterschiede erkennen und bei einem entsprechend großen Unterschied eine Brandmeldung auslösen“, sagt er.
Um bei dem Versuch die neu eingebauten technischen Komponenten vor Rauch und Hitze zu schützen, wurden diese zuvor mit Isolierwolle eingepackt. Um kurz vor eins in der Nacht wurde das Benzin in den dafür vorgesehenen „Tassen“ angezündet. Im Idealfall sollte das Brandmeldekabel jetzt innerhalb von einer Minute auslösen, woraufhin automatisch die Feuerwehr alarmiert und die Tunnelleitzentrale der Autobahn Westfalen in Hamm informiert würde. Auch die anderen frisch modernisierten Systeme wie die neue Decken- und Fluchtwegbeleuchtung wurden direkt mitgetestet. „Die Brandnotleuchten müssen angehen und auch die Fluchtwegbeleuchtung an den Wänden sollte automatisch anspringen. In der gesamten Anlage sollten eigentlich alle Leuchten angehen“, erklärt Arsala Amin-Arsalla.
“Alle Systeme haben funktioniert”
50 Sekunden nach dem Zünden passierte exakt das Geplante: Im vorher nur vom Feuerschein erhellten Tunnel wird es taghell und die Notbeleuchtung springt zusätzlich an. Von der automatischen Ansage, die Verkehrsteilnehmende zum Verlassen des Tunnels auffordert, ist dagegen nur der Auftaktgong zu hören. Die Bürgerinnen und Bürger in der Nachbarschaft sollen nicht aus dem Schlaf gerissen werden. Laut aber gleichmäßig dumpf dröhnen dagegen zwei Ventilatoren, die den normalen Luftzug im Tunnel simulieren sollen. Hatte der Wind beim Versuchsaufbau noch ordentlich durch die Röhre gefegt, fehlte kurz vor der Zündung der natürliche Luftzug. “Wir mussten mit den Ventilatoren die normale Luftbewegung, die durch die Fahrzeuge im Tunnel verstärkt wird, simulieren”, erklärt der Projektleiter.
Im gleißenden Licht der neuen LED-Strahler zieht Arsala Amin-Arsalla mit Blick auf den abziehenden Rauch ein positives Fazit des Brandversuchs. “Die Auslösezeit passt und alle Systeme haben funktioniert.” Zufrieden macht er sich in der Nacht auf den Heimweg. Im Tunnel bleibt derweil das Licht noch an. Hier wird bis 6 Uhr weitergearbeitet. Ebenso wie in den kommenden zwei Wochen jeweils zwischen 20 und 6 Uhr (A46: Nächtliche Sperrungen der Tunnel Olpe und Hemberg | Die Autobahn GmbH des Bundes).
Neue Technik macht Autobahntunnel noch sicherer
In den vergangenen Jahren wurde die gesamte Tunneltechnik auf den neuesten Stand gebracht: Neben dem Brandschutz wurde die Beleuchtung auf adaptive LED-Technologie umgestellt sowie Kabel und Schaltanlagen, die Messtechnik und Wechselverkehrszeichen erneuert. Amin-Arsalla: „Durch die adaptive Beleuchtungstechnik merken wir beim Hineinfahren in die Tunnel einen geringeren Helligkeitsunterschied. Das macht es angenehmer und sicherer.“
Außerdem sind die Tunnel mit Sperrschranken, neuen Lautsprechern und digitalem Funk ausgestattet und Kameras installiert worden. Über die Kameras hat die Tunnelleitzentrale im Notfall Einblick in den Tunnel. Außerhalb des Tunnels Olpe wurde eine vorhandene Regenwasserbehandlungsanlage zu einem Havariebecken umgebaut. Hier werden bei Unfällen oder Bränden Öl, Löschwasser und andere Flüssigkeiten aufgefangen, die nicht ins Grundwasser oder den Wasserschutzbereich Ruhr gelangen sollen. Zudem wurden eine Pumpenanlage und die Steuerung am Betriebsgebäude erneuert. Aufgrund der Erneuerung der Betriebstechnik werden um die Tunnel herum noch die Schutzplankensysteme ausgetauscht.
Zum Jahreswechsel soll die Modernisierung der beiden Tunnelanlagen abgeschlossen werden.