Sie sehen die Inhalte der Region Südwest

Ein Keller voller Schätze

Das klingt wie der Anfang einer Abenteuergeschichte, ist es vielleicht auch. Dabei geht’s aber nicht um Gold oder Schmuck, sondern um Schätze à la Betriebsdienst. Von alten Verkehrs- und Hinweiszeichen, Leitpfosten, alte Notrufsäulen bis hin zu einem alten Dienstfahrrad. Die denkmalgeschützte Autobahnmeisterei Bad Oldesloe verwahrt auf ihrem Gelände zahlreiche Exponate aus der Autobahn- und Straßengeschichte im „Felsenkeller“.

210407_AMBadOldesloe_Museum__9_.jpeg

Auf dem denkmalgeschützten Gelände der Autobahnmeisterei Bad Oldesloe an der A1 zwischen Hamburg und Lübeck findet sich in einem Steinkeller eine Sammlung verschiedener Exponate.

Grundstein für die Sammlung war 1979 die Ausmusterung einer Zwei-Mann-Motorkettensäge von 1943 bei der Straßenmeisterei Bad Segeberg. Dort wurden zu diesem Zeitpunkt viele andere Objekte gesammelt, wie z.B. ein gusseiserner Kontrollschachtdeckel mit Hartholzeinsatz, eine Straßenkarre von etwa 1956 und eine Bitumenspritze (Teermaschine) von 1963.

Der seit dem Jahre 1969 tätige Leiter der Straßenmeisterei Bad Segeberg, Albrecht Seibert, eröffnete die Sammlung im April 2003. Im Verlauf der Jahre erweiterte sich die Sammlung ständig und der Platz in Bad Segeberg wurde immer rarer. Dazu führte auch der geplante Bau der A20, bei dem die derzeitige Straßen- und zwischenzeitlich auch Autobahnmeisterei Bad Segeberg dem Neubau weichen muss.

Die Exponate kamen in die nur 20 Kilometer entfernte Autobahnmeisterei Bad Oldesloe. Die seit 2011 unter Denkmalschutz gestellte Meisterei bot in einem Raum Platz, der aus Naturstein ("Felsen") gebaut wurde. Daher auch der Name „Felsenkeller“.

Jörg Becker, der seit 2008 die Autobahnmeisterei leitet, ist stolz, dass das Museum zu seiner Meisterei gehört: „Ich finde es wirklich toll, dass diese Meisterei den Betriebsdienst historisch betrachtet. Ich bin sehr stolz darauf, hier ein Abbild der Geschichte zu bewahren und mein Wissen auch weiterzugeben und die Sammlung zu präsentieren.“

Historische Sammlung auf historischem Gelände

Die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe ist eine der ältesten Autobahnmeistereien der Autobahn GmbH in der Bundesrepublik und mit Sicherheit die Älteste im Norden.

Am 13. Mai 1937 wurde die Autobahn von Hamburg nach Lübeck für den Verkehr freigegeben. Damals galt wie heute: ohne Unterhaltung kann eine Autobahn nicht betrieben werden.

Die Meisterei Bad Oldesloe besteht seit Eröffnung der A1 und wurde 1974 zur Autobahnmeisterei. Seit dem 4. Februar 2011 ist die AM Bad Oldesloe in das Denkmalbuch für Kulturdenkmale aus geschichtlicher Zeit eingetragen und steht somit unter Denkmalschutz.

Seitdem das Museum am Tag des offenen Denkmals am 9. September 2012 wieder neu eröffnet wurde sind schon Einige vorbeigekommen: Die Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure (VSVI), die Geschäftsführung der Zentrale, Fachabteilungen und viele mehr!

Die Meisterei im Wandel der Zeit

Nicht nur am Gebäude, auch an den Exponaten sieht man, wie sich Tradition und Moderne nahtlos aneinanderreihen und wie beeindruckend die Entwicklung in den letzten 85 Jahren im Straßenbetriebsdienst vorangeschritten ist.

Bei dem ältesten Großgerät handelt es sich um eine ca. 4000 kg schwere Walze aus Granit aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde bis etwa 1960 in der ehemaligen Straßenmeisterei Meldorf benutzt. Ein Keilpflug aus Stahl von 1948 von der damaligen Straßenmeisterei Eutin wurde noch bis 1997 im Winterdienst eingesetzt. Etwa ebenso alt dürfte ein alter Schneepflug aus Holz sein, der zunächst von einem Pferd und später von einem VW-Transporter gezogen wurde.

Besonders faszinierend sind auch die selbst gemalten Holzschilder. "Wir hatten hier eine Tischlerei und eine Malerei, und die waren den ganzen Tag damit beschäftigt, die Holzschilder zu bauen. Das kann man sich heutzutage kaum noch vorstellen. Zuletzt wurden hier noch Vermessungspflöcke für den Landesbetrieb (LVB.sh) gefertigt.“ sagt Meistereileiter Jörg Becker.

Das Museum zeugt von der technischen Entwicklung, etwa bei einem alten Fernmeldevermittlungstisch: hier liefen früher die Notrufe auf!

 

Tradition und Moderne sind kein Widerspruch

Mittlerweile ist die AM Bad Oldesloe ein hochmoderner Betrieb, der die heutigen Herausforderungen mit seinen über 30 Mitarbeiter:innen erfolgreich meistert. Der Unterhaltungsbezirk der Autobahnmeisterei umfasst rund 100 Streckenkilometer. Außerdem gehören 10 PWC- und Rastanlagen in die Unterhaltung. Das Team aus engagierten Mitarbeiter:innen kümmert sich um ein sehr breites Aufgabenspektrum rund um den Betrieb der Autobahnen.

„85 Jahre Autobahn bedeutet 85 Jahre Entwicklung und Anpassung an die Technik und den Straßenverkehr“, sagte Carsten Butenschön, Direktor der Autobahn GmbH Nord beim Jubiläum der Meisterei. „Es erfüllt uns mit Stolz eine so schöne Autobahnmeisterei mit historischen Wurzeln hier im Norden zu haben.“