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Großprojekte bei der Autobahn: „Am Ende sehe ich einfach, woran ich jahrelang gearbeitet habe.“

Esra Boran ist Bauingenieurin, in der Projektleitung des Großprojekts neue Enztalquerung der A8. Im Interview erzählt sie von den besonderen Herausforderungen eines Autobahn-Großprojekts und warum gerade diese Aufgabe sie reizt.

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Großprojekte bei der Autobahn: „Am Ende sehe ich einfach, woran ich jahrelang gearbeitet habe.“

Esra Boran ist Bauingenieurin, in der Projektleitung des Großprojekts neue Enztalquerung der A8. Im Interview erzählt sie von den besonderen Herausforderungen eines Autobahn-Großprojekts und warum gerade diese Aufgabe sie reizt.

Was ist Ihre Aufgabe bei der Autobahn GmbH

Esra Boran: Ich habe Bauingenieurwesen mit der Vertiefung Baumanagement und Baubetrieb studiert. Seit 2022 bin ich bei der Niederlassung Südwest in der Außenstelle Karlsruhe. Dort bin ich im Team „Neubau Großprojekte“ in der Projektleitung für den Bau der neuen sechsstreifigen A8 bei Pforzheim, der Enztalquerung, zuständig. Unsere Aufgabe ist es, alle Arbeiten zu koordinieren und aufeinander abzustimmen.

Was genau wird beim Neubau der A8 Enztalquerung gemacht?

Boran: Dieses Stück der A8 ist das letzte vierstreifige Stück zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Das Verkehrsaufkommen an dieser Stelle liegt bei ca. 80.000 Fahrzeugen pro Tag – davon sind 15.000 Schwerlastfahrzeuge. Das ist ziemlich viel. Dadurch ist der Abschnitt ein ziemliches Nadelöhr mit viel Stau und leider auch immer wieder mit Unfällen. Wir ändern das und bauen die Strecke auf 4,8 Kilometern auf 6 Fahrspuren aus. Dabei wird auch die Steigung reduziert, was für mehr Sicherheit sorgen wird. Außerdem werden wir den Lärmschutz für die Anwohner und Anwohnerinnen erheblich verbessern und die alten Brücken erneuern. Dazu kommen noch viele weitere größere und kleinere Maßnahmen, die die Autobahn künftig leistungsfähiger machen werden. Alles aufzuzählen, würde jetzt den Rahmen sprengen. Wer Lust hat, kann sich hier das ganze Projekt anschauen.

So eine Großbaustelle zu steuern ist keine einfache Aufgabe, oder?

Boran: Klar ist das eine Herausforderung! Ich kann mir trotzdem nichts Besseres vorstellen. Ich habe schon während meines Studiums gemerkt, dass mich Großprojekte faszinieren. Mein Ziel war es schon damals, irgendwann ein großes Bauprojekt zu managen. Dieser Wunsch hat sich jetzt für mich erfüllt und ich bin sehr zufrieden. Diese große Aufgabe muss ich auch nicht allein stemmen. Wir sind ein Team von sechs Ingenieuren und zwei Bauaufsehern, die das Gesamtprojekt im Blick haben.  Es ist eine große Herausforderung, aber eine die uns allen Spaß macht.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei einem solchen Großprojekt?

Boran: Man muss viele verschiedene Dinge gleichzeitig im Auge behalten, Arbeitsschritte koordinieren und unterschiedliche Gewerke, Auftragnehmer und Behörden wie Puzzleteile zusammenbringen. Das ist manchmal nicht einfach, aber genau das macht den Reiz an der Arbeit aus.

Letztes Jahr haben wir beispielsweise die A8 für spezielle Arbeiten zwei Mal voll gesperrt. In diese begrenzte Zeit  haben wir so viele Arbeiten wie möglich gepackt, damit sich dieser Eingriff in den Verkehr auch voll auszahlt und wir die Gesamtzahl der Sperrung klein halten können.  Somit haben wir Tag und Nacht Vollgas gegeben und rund um die Uhr an vielen Stellen gleichzeitig geackert. Dabei haben wir unter anderem Sprengarbeiten durchgeführt, drei Brücken abgerissen und zwei neue Brücken an ihren Platz eingehoben. Dabei wurden Brückenteile mit einem Gesamtgewicht von mehreren hundert Tonnen bewegt. Bei so einer Aktion muss die Zeitplanung und die Koordination bis ins Detail sitzen, ein Zahnrad greift ins andere. Da braucht man einen klaren Kopf und starke Nerven. Am Ende hat alles reibungslos funktioniert und wir konnten die Sperrungen sogar früher als geplant aufheben.

Aus Ihrer Sicht als Ingenieurin, was spricht für die Autobahn GmbH als Arbeitgeberin?

Boran: Persönlich fühle ich mich hier wohl und bin dort angekommen, wo ich immer hinwollte. Wir haben ein super Team, das mich herzlich aufgenommen hat. Die Stimmung und Atmosphäre im Büro sind einfach top.

Wir arbeiten mit modernsten digitalen Methoden und es gibt eine große Offenheit für innovative Ideen und Ansätze beim Bauablauf. Damit sparen wir oft Zeit und Kosten und können auch nachhaltiger agieren. Also eigentlich genau das, was man sich als junge Ingenieurin wünscht.

Wie unterscheidet sich  die  Arbeit bei der Autobahn GmbH zu der in einer Baufirma oder einem Ingenieurbüro?

Boran:  Eine Baufirma oder ein Ingenieurbüro ist meist nur Auftragnehmer und nur für einen Teilbereich des Projekts zuständig. Bei der Autobahn GmbH bin ich auf der Auftraggeberseite. Wir begleiten die Projekte komplett von Anfang bis Ende. Das heißt von der Planung, der Ausschreibung, über den Bau bis zur Erhaltung. Dadurch bin ich viel enger mit einem Projekt verbunden. Auch die Kolleginnen und Kollegen, die sich beispielsweise um die Landschaftsplanung im Rahmen des Projekts kümmern, sitzen zwei Türen weiter und wir tauschen uns eng miteinander aus.

 Am Ende sehe ich einfach, woran ich jahrelang gearbeitet habe. Wenn ich dann Jahre später mal über die A8 fahre, kann ich dann tatsächlich sagen: Das ist UNSERE Enztalquerung.

Das Projekt Enztalquerung im Überblick